Reglement zu Nachhaltigkeitsaspekten bei der Vergabe von GRC Fördermitteln
Die UZH bemüht sich um ein nachhaltiges Umfeld für Forschung und Lehre. In diesem Zusammenhang stellt das vorliegende Merkblatt einige Überlegungen zusammen, die für die Unterstützung von Nachwuchsforschenden besonders relevant sind. Der Komplex nachhaltiger Forschungspraxis umfasst dabei mehrere ineinandergreifende Aspekte:
Ökologie
Wichtige Kriterien für die Beurteilung der Qualität von Projekteingaben sind die ökologische Bilanz des Projektvorhabens und die Massnahmen, die von den Antragstellenden ergriffen werden, um diese Bilanz im Rahmen der eigenen Forschungs- und Karriereplanung möglichst sinnvoll zu verbessern.
Gewichtung ökologischer Nachhaltigkeit in den Vergabeentscheiden
Im Allgemeinen wird bei allen Vergabeentscheiden des GRC (Career Grants, Short Grants und Travel Grants) die ökologische Nachhaltigkeit der beantragten Aktivitäten bewertet. Für die Career und Short Grants liegt der Gewichtungsanteil ökologischer Anliegen bei ca. 16%, bei den Travel Grants bei ca. 18%.
Bewertet wird insbesondere die Darstellung im Antrag: Enthält der Antrag eine Reflexion auf den ökologischen Fussabdruck der Aktivität (z.B. bezüglich der Ausgestaltung des Arbeitsprozesses, der Datenerhebung, der Reisen oder der Veranstaltung)? Gibt es Angaben zum Ressourcenverbrauch und seiner Rechtfertigung bzw. nachvollziehbare Bemühungen, ihn zu reduzieren?
Für die Beurteilung ist die Qualität der Angaben und ihre Plausibilisierung entscheidend. Generische oder unplausible Angaben und Allgemeinplätze können zu Punktabzügen führen. Für einen erfolgreichen Antrag ist es wichtig, einschlägige Angaben zu machen. Aufgegliedert auf die sehr unterschiedlich gelagerten Arten von Aktivitäten, die im Rahmen der Förderinstrumente des GRC beantragt werden können, stellen wir im Folgenden die wichtigsten Punkte vor, zu denen wir konkrete Angaben erwarten soweit der Aspekt auf Ihr Projekt zutrifft: Transport und Reisen, digitale Formate und Digitalisierung, Veranstaltungsplanung.
Transporte und Reisen
Nicht nur innerhalb Europas können viele Destinationen gut per Bahn oder Bus erreicht werden, auch darüber hinaus stellen Zug und Bus in vielen Fällen sinnvolle Reisemöglichkeiten dar. Bedeuten hingegen die längeren Reisezeiten unvertretbare Situationen, beispielsweise in Bezug auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder aufgrund individueller Einschränkungen, die langes Reisen in öffentlichen Verkehrsmitteln erschweren, kann dies und damit der Rückgriff auf das Fliegen im Antragsformular begründet werden. Gerne verweisen wir an dieser Stelle ausserdem auf die Factsheets des Nachhaltigkeitsteams.
Flüge werden nur in gut begründeten Fällen finanziert. Für alle Reisen, die unter 10 Fahrstunden liegen, ist der Zug als Reisemittel zwingend. Carbon-Offsetting kann nicht zur internen Aufbesserung der Nachhaltigkeitsbilanz einer Aktivität eingesetzt werden.
Gerade bei Destinationen, die sich lediglich per Flugzeug in zumutbarer Zeit erreichen lassen, stellt sich verstärkt die Frage nach einer effizienten Gestaltung der Reise. Sollten Transatlantikreisen für eine Aktivität unabdingbar sein, müssen diese gut im Antrag eingeordnet sein. Für einen positiven Förderentscheid ist dabei entscheidend, ob die Aktivität selbst oder in Verbindung mit anderen Aktivitäten den erhöhten Ressourceneinsatz durch einen maximalen akademischen Nutzen kompensiert. Können beispielsweise mehrere Aufenthalte bzw. Destinationen sinnvoll zu einer Reise (bzw. Rundreise) zusammengefasst werden, erhöht dies deren Effizienz und verbessert die Nachhaltigkeit einer weiten Anreise. Grundsätzlich gilt bei Reisen über grössere Distanzen, beispielsweise Interkontinentalreisen, dass eine längere und sinnvoll genutzte Aufenthaltsdauer die längere Anreise rechtfertigen kann. Ausserdem verursachen Direktflüge geringere CO2-Emssionen als Flüge mit Zwischenstopps und Umsteigen.
Längere Aufenthalte können dazu genutzt werden, mehrere Zwecke zusammenzuführen. So kann beispielsweise die Teilnahme an einer Summer School auch mit einem Gastaufenthalt an einem nahegelegenen Institut oder einer Abteilung verknüpft werden, oder Archivrecherchen können durch Kontaktaufnahmen mit lokalen Forschungsnetzwerken und dem Austausch vor Ort mit Forschenden ergänzt werden. Eine umsichtige Programmplanung erhöht auf diese Weise die Effizienz der vorgenommenen Reise.
Digitale Alternativen und Digitalisierung
Für Treffen und Austausche aller Art stehen heute niederschwellige und gut funktionierende digitale Alternativen bereit. Bitte prüfen Sie hier die Möglichkeiten einer Unterstützung ihrer Aktivitäten durch Online-Formate oder die Durchführung als hybride Veranstaltung. Für einen positiven Förderentscheid können insbesondere die inklusiven Aspekte von Hybrid-Formaten in der Veranstaltungsplanung von Bedeutung sein.
Sollten Sie für Ihr Projekt Daten, Archivalien oder Forschungsliteratur benötigen, so verwenden Sie, wenn immer möglich und verfügbar, digitale Versionen, die online zugänglich sind. Falls dies nicht der Fall ist, so erwarten wir Überlegungen dazu, inwiefern Ihre Aktivität dazu beitragen kann, das entsprechende Material anderen Forschenden in Zukunft digital zugänglich zu machen. Beachten Sie dazu die Open-Science-Policy der UZH.
Veranstaltungsplanung
Nachhaltige Catering-Lösungen sind zwingend. Bitte informieren Sie sich über die Angebote der ZFV-Services an der Universität Zürich oder andere lokale Alternativen. Lösungen umfassen nicht nur die saisonale und lokale Auswahl von Produkten und Produktionsprozessen, sondern insbesondere
auch die verwendeten Verpackungen und Geschirr. Für eine detailliertere Auflistung von Aspekten, die es bei der Veranstaltungsplanung zu beachten gilt, verweisen wir auf das Reglement zur Budgetplanung auf unserer Website.
Aspekte sozialer Nachhaltigkeit
Um für ein inklusives und unterstützendes Arbeitsumfeld zu sorgen, berücksichtigt die UZH relevante Erfahrungen der gesellschaftlichen Ausgrenzung und Diskriminierung, die den akademischen und nicht-akademischen Alltag der Nachwuchsforschenden prägen können. Relevante Erfahrungen können umfassen: die Rassisierung durch gesellschaftlich zugeschriebene Stereotypisierungen; die Wechselwirkung individueller körperlicher oder geistiger Beeinträchtigungen und der Behinderung durch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen; Gender als gesellschaftlich zugeschriebene Geschlechtereigenschaft und -rolle aufgrund des biologischen Geschlechts; sozioökonomischer Status (Bildung, Einkommen, Vermögen) der Nachwuchsforschenden bzw. ihrer sozialen Voraussetzungen.
Gewichtung sozialer Nachhaltigkeit in den Vergabeentscheiden
Die Reflektion darauf, inwiefern die eigene Forschungsaktivität zur Reproduktion von Diskriminierung und Ausbeutung beiträgt, sowie die Massnahmen, die von den Antragstellenden ergriffen werden, um diese Reproduktion zu vermeiden, bilden eine weitere Dimension der Qualitätsbeurteilung in Vergabeentscheiden des GRC. Im Allgemeinen wird bei allen Vergabeentscheiden des GRC (Career Grants, Short Grants und Travel Grants) die gesellschaftliche Einbettung der beantragten Aktivitäten bewertet. Für die Career und Short Grants liegt der Gewichtungsanteil sozialer Anliegen bei ca. 16%, bei den Travel Grants bei ca. 18%.
Bewertet wird insbesondere die Darstellung im Antrag: Enthält der Antrag eine Reflexion auf den gesellschaftlichen Kontext der Aktivität (z.B. Wissensvermittlung an die Gesellschaft; egalitäre bzw. gerechte Ausgestaltung des Arbeitsprozesses oder der Verwendung von Forschungsergebnissen und -daten; ethische Implikationen gewählter Forschungsmethoden oder Gegenständen)? Gibt es Angaben zum grösseren sozialen Kontext der Aktivität? Der GRC fördert keine Projekteingaben, die in Wortlaut oder Vorgehen Vorurteile reproduzieren oder absehbare nicht-intendierte Wirkungen unkommentiert lassen.
Für die Beurteilung ist die Qualität der Angaben und ihre Plausibilisierung entscheidend. Generische oder unplausible Angaben und Allgemeinplätze können zu Punktabzügen führen. Für einen erfolgreichen Antrag ist es wichtig, konkrete Angaben zu den für den Antrag relevanten Dimensionen zu machen. Wir möchten Sie dabei speziell auf die folgenden Aspekte hinweisen: Sozial nachhaltige Kooperationen und Synergien, soziale Aspekte nachhaltigen Reisens, ethische Standards im Umgang mit Personen und Forschungsgegenständen, Urheber:innenschaft von Inhalten und Daten.
Sozial nachhaltige Kooperationen und Synergien
Für den Fall, dass Ihr Projekt Feldforschung involviert oder anderweitig zivilgesellschaftliche Bezüge aufweist, bitten wir um Angaben dazu, welchen Einfluss Ihre Forschungsaktivität auf die entsprechenden gesellschaftlichen und natürlichen Kontexte hat. Prüfen Sie darüber hinaus die Möglichkeiten nachhaltiger lokaler Kooperationen und Synergien in Ihrem Forschungskontext. Die relevanten Bezüge können dabei vielfältig sein und umfassen u.a. lokale akademische oder andere öffentliche Institutionen, NGOs sowie Mitglieder von Bevölkerungsgruppen mit Bezug zum eigenen Forschungsgegenstand.
Soziale Aspekte nachhaltigen Reisens
Gesellschaftliche Aspekte Ihrer Reise- und Aufenthaltsgestaltung sind ebenfalls entscheidend für eine sinnvolle Reiseplanung. Insbesondere für Reisen im Zusammenhang mit Feldforschungen und Archivarbeit stellen sich wichtige forschungsethische und gesellschaftspolitische Fragen bezüglich relevanter Interaktionen mit Personen und Institutionen vor Ort sowie der Gewinnung und Verwendung von Inhalten und Daten. Ein umsichtiger Einbezug des gesellschaftlichen Kontexts Ihrer Reisedestination kann nicht nur massgeblich zum Erfolg Ihrer Aktivität beitragen, sondern ist zugleich ein Beurteilungskriterium der Vergabeentscheide des GRC.
Ethische Standards im Umgang mit Personen und Forschungsgegenständen
Forschende an der UZH sind grundsätzlich den geltenden ethischen Prinzipen der UZH verpflichtet. Bitte stellen Sie sicher, dass Sie sich mit den ihre Forschung betreffenden ethischen Fragen vertraut gemacht haben und legen Sie die Schlüsse, die Sie daraus gezogen haben, im Antrag dar.
Urheber:innenschaft von Inhalten und Daten
Neben der Art und Weise, wie Daten und Forschungsinhalte gewonnen werden, ist auch der Umgang mit und die Verwendung derselben eine wichtige Frage verantwortungsvoller Wissenschaft. Bitte beachten Sie dazu die Vorgaben und Empfehlungen der Open-Science-Policy und, dass die Entnahme von Daten und Inhalten aus dem jeweiligen sozialen und natürlichen Kontext, der von Ihnen beforscht wird, nicht selbsterklärend ist. Auch bei diesen Fragen ist es für Ihren Antrag förderlich, wenn Sie sich argumentierend zu ihnen verhalten. Bei Publikationen bitten wir Sie, sich mit den Richtlinien der Universität Zürich zur Autorschaft von wissenschaftlichen Publikationen vertraut zu machen.
Aspekte akademischer Nachhaltigkeit
Die UZH setzt sich für transparente Karriere- und Entscheidungswege ein und ermöglicht den Nachwuchsforschenden eine optimale Planung. Doktorierende und Postdoktorierende sollen die bestmögliche Unterstützung erhalten, um ihre Fähigkeiten entsprechend ihren Ambitionen zu entwickeln und sich in einem intellektuell anregenden Umfeld zu entfalten. Die UZH fördert eine Kultur der Wertschätzung und Anerkennung von Vielfalt und unterstützt Nachwuchsforschende bei verschiedenen möglichen Karrierewegen.
Gewichtung akademischer Nachhaltigkeit in den Vergabeentscheiden
Im Allgemeinen wird bei allen Vergabeentscheiden des GRC (Career Grants, Short Grants und Travel Grants) die akademische Nachhaltigkeit der beantragten Aktivitäten bewertet. Für die Career und Short Grants liegt der Gewichtungsanteil akademischer Nachhaltigkeit bei ca. 24%, bei den Travel Grants bei ca. 18%.
Dies betrifft insbesondere die Darstellung im Antrag: Ist der erwartete akademische Mehrwert der beantragten Aktivität für die individuelle Forschungstätigkeit und -karriere plausibel? Stehen Aktivität und individuelle akademische Karriereplanung in einem plausiblen und effektiven Verhältnis? Ist die inhaltliche Einbettung der Aktivität im akademischen Kontext (Lehrstuhl, Forschungsgruppe, Institut, UZH, wissenschaftliches Fachgebiet) explizit und nachvollziehbar dargestellt?
Für die Beurteilung Ihres Antrags ist die Qualität der Angaben und ihre Plausibilisierung entscheidend. Generische oder unplausible Angaben und Allgemeinplätze können zu Punktabzügen führen. Für einen erfolgreichen Antrag ist es wichtig, konkrete Angaben zu machen. Bitte beachten sie dazu die folgenden Punkte hinsichtlich Projektplanung und akademischen Aspekten nachhaltigen Reisens.
Projektplanung
Die Nachwuchsforschenden sind selbst für eine effektive Planung des eigenen akademischen Karrierewegs verantwortlich. Beachten Sie bitte, dass ein klares Verständnis davon, wie Ihr aktuelles Forschungsvorhaben im Kontext Ihres Karriereplans und Ihrer akademischen Disziplin zu liegen kommt, eine relevante Dimension für den Vergabeentscheid des GRC ist. Die Erwägung einer Reihe von Fragen kann Ihnen und uns unter Umständen hier Hinweise geben:
- Warum ist es der richtige Zeitpunkt für das spezifische Projekt?
- Warum ist die UZH der richtige Ort für das spezifische Projekt?
- Ist der angefragte Grant das geeignete Förderinstrument?
- Verfügen Sie über ein geeignetes akademisches Betreuungsnetzwerk zur Durchführung des Forschungsvorhabens?
- Welche positiven und negativen Nebeneffekte und Spillovers sind vom Projekt zu erwarten?
- Was sind die nächsten wissenschaftlichen und institutionellen Karriereschritte nach Abschluss des beantragten Vorhabens?
Akademische Aspekte nachhaltigen Reisens
Auch Fragen der akademischen Projekt- und Karriereplanung sollten in Ihre Reisegestaltung einfliessen. Stellen Sie sicher, dass der gewählte GRC Grant das geeignete Förderinstrument für Ihre Aktivität ist. Es ist vorteilhaft, wenn Sie in Ihrem Antrag Angaben dazu machen können, inwiefern der gewählte Zeitpunkt der Reise optimal für Ihr laufendes Forschungsvorhaben ist. Bitte stellen Sie auch Überlegungen zum Bezug von Zielort und Zeitpunkt der Reise zu Ihrem akademischen Karriereplan an.